Seit Jahren will ich nach Kuba. Seit vielen Jahren. Ich war auch einmal nahe daran, die Reise endlich zu buchen. Mit einem Freund zusammen, mit dem ich damals viel reiste. Aus verschiedenen Gründen ist das dann aber leider bisher nicht passiert. Ich will immer noch nach Kuba reisen. Es ist mein Reiseziel Nummer 1 für eine neue Reise. Und ich habe schon sehr sehr lange kein “neuen Reisen” mehr gemacht. Seit 2002 nicht mehr, als ich begann, zum Arbeiten nach Argentinien zu reisen, meistens zweimal pro Jahr. Aber auch als das aufhörte, habe ich keine “neuen Reisen” mehr gemacht.
Jetzt “hat Kuba sich geöffnet” und ich höre schon “jetzt oder nie”, “jetzt bloß nicht, zu voll” und denke “jetzt ist es zu spät”. In den letzten Tagen hatte ich mit dem Gedanken gespielt mich daran zu gewöhnen umzudenken auf “es ist zu spät, ich habe es verpasst, ich habe mich damit abgefunden” oder besser, ich bin noch dabei. Mir Kuba aus dem Kopf zu streichen.
In wenigen Wochen findet die ultimative Reisemöglichkeit für mich statt. An sich gab es diese schon im vergangenen Jahr, als mein Bruder als Kameramann dort um die sechs Wochen verweilte. Das wäre ideal gewesen, weil ich nicht alleine gewesen wäre, was mir aus verschiedenen Gründen lieb ist bzw. bisher auch Voraussetzung für eine Reise war. Ich wollte unbedingt mit einem Mann an meiner Seite fahren, und der muss spanisch können.
Ich möchte primär nach Havanna bzw. in die Stadt, die Städte, gern auch aufs Land. Aber nicht an den Strand. Für einen Tag mal oder zwei, ja, aber keinen Strandurlaub machen. Ich möchte die Menschen kennenlernen, das Leben, die Abende, die Musik, die Bars. Alleinreisend halte ich das für unmöglich bzw. nervigst wegen andauernder freundlichster Anmache, die mir nun einmal so gar keine Freude bereiten, im Gegenteil.
Die Reise letztes Jahr konnte ich nicht machen und die Reise dieses Jahr kann ich auch nicht machen. Dieses Jahr mit einer Gruppe von Leuten, die sich primär die modernde Architektur ansehen wollen. Das wäre großartig! Und sie würden auch genauso in Bars und Restaurants bzw. abends unterwegs sein, wie es schön sein wird. Eine zweite perfekte Reise. Ich habe mich so geärgert, dann war ich traurig, dann habe ich mich damit nüchtern abgefunden. Ich will nie wieder irgendwo von lauten Touristen aus einem bestimmten Land vertrieben werden wie damals auf der Isla Mujeres. Diese war lange mein Traumziel, ich war drei Mal dort. Beim dritten Besuch habe ich Weihnachten dort verbracht und dann vor Silvester meinen Rückflug umgebucht. Die Rücksichtslosigkeit und Lautstärke dieser Mitmenschen war für mich nicht zu ertragen und versaute mir meine Urlaubstage und -nächte. Zumal das Inselchen klein ist und es wenige Möglichkeiten für Alternativen gibt. Kuba bietet diese aber denke ich, ausserdem soll es ja explizit keine ruhige erholsame Strandreise werden.
Heute abend hat sich diese Meinung komplett geändert.
Ich habe den wunderbaren Film “Suite Habana” gesehen. Jetzt habe ich keine Angst mehr, zu spät zu sein. Auch in 2 Jahren noch nicht. Das Leben, so wie es in diesem bezaubernden Film in wunderschönen Bildern und so gut wie ohne Sprache, dafür aber mit Musik dargestellt wird, wird noch lange so bleiben auf Kuba.
Klar wird es voller und klar kommen mehr und mehr Touristen. Aber wie konnte ich eigentlich denken, dass damit alles überrannt wird? Das ist doch woanders, wo ich hinreise auch nicht so. In Buenos Aires kann ich mich doch auch jahrelang unter Einheimischen aufhalten, egal wie viele Touristenflieger pro Tag dort ankommen. Zumal die meisten Menschen vermutlich weiterhin an den Strand wollen und nur mal einen Tagesausflug nach Havanna machen möchten.
Was bin ich froh über dies Erkenntnis. Und darüber, dass ich mich beruhigt habe und nicht mehr traurig bin darüber, dass ich auch dieses Jahr wieder nicht nach Kuba reisen werde. Jetzt.
Aber wenn es so weit ist, dann möchte ich einige der im Film portraitierten Menschen treffen. Wobei der Film bereits 12 Jahre alt ist, die alte Dame von 97 Jahren wird jetzt schon nicht mehr leben, und ein paar andere der gezeigten Alten wohl auch nicht.
Die Geschichten, die nur mit Bildern erzählt wurden, waren voller Liebe – und Wehmut und Ertragen. Und sie waren überraschend bzw. die jeweilige Wende. 24 Stunden im Alltag verschiedenster Menschen.
Wie immer interessiert es mich und ich habe mir ganz genau angesehen, wie die Menschen in ihrem Zuhause leben. Wie die Häuser und Fassaden aussehen.
Und ich werde anfangen, leicht transportierbare, kleine und preiswerte Gegenstände zu sammeln, die ich den Menschen dort mitbringen kann. Dinge, die es dort entweder nicht gibt, in schlechter Qualität, zu wenig, oder nur teuer während sie hier billig sind. Das ist ein neues Projekt und so habe ich eine Möglichkeit gefunden, mir sozusagen ab sofort zu versprechen, die Reise nach Kuba wirklich vorzuhaben. Nicht nur als Wunsch(traum).
Und ich weiss, wenn ich einmal nach Kuba reise, wird es für die Folgejahre meine Reiseziel werden. So wie früher Mexiko, danach Argentinien. Vor allem sollte es einmal Costa Rica werden, aber da bin ich nie hingekommen und habe den Wunsch längst nicht mehr.
Ya sé si una vez que voy a Cuba, va ser mi destino para los proximos año.
Suite Habana, von Fernando Perez, aus 2003 – danke Holger
Um meine Reise quasi zu beginnen, ist der erste Schritt mit dem Kauf dieses Buches über Kuba bereits getan: The Havana Guide: Modern Architecture 1925-1965
Das Buch habe ich in der Originalausgabe ergattert, aber die meisten verfügbaren Exemplare sind Second Hand – und teilweise sehr teuer. Und ich habe gehört, es soll neu aufgelegt werden/worden sein. Es ist übrigens in Englisch geschrieben.
