Einer meiner Gründe dafür, dass ich noch nicht längst in Kuba gewesen war, war meine Sorge – teils befeuert von Berichten von Freunden – dass man aufpassen muss, wo man hingeht. Bloss kein verlassenes Gelände betreten. Ich hatte mir da so eine Vorstellung zurecht gelegt. 1
Ich gehe immer und überall herumschnüffelelnd vornehmlich in oder hinter Gebäude. Statt sie mir nur von aussen anzuschauen, gehe ich hinein. Und da mich Verbotsschilder blöderweise gern mal eher anziehen als abstossen, dachte ich, in diesem Land wäre ich doch zu anfällig dafür, öffentliches Ärgernis zu erzeugen und bestraft zu werden. Also lieber nicht hinfahren.
Es hat sich herausgestellt, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Nicht nur, dass ich mich unter den Menschen auf Kuba jederzeit extrem sicher gefühlt habe. Ich habe zwar keine Verbotsschilder missachtet auf dieser Reise und bin nirgendwo eingestiegen. Aber ich bin schon sehr neugierig durch die Städte spaziert. Entweder, es hat absolut niemanden gekratzt. Oder ich wurde angesprochen – und gebeten, doch näher zu kommen. Spätestens wenn ich anfing Spanisch zu sprechen, begann überall eine nette Unterhaltung. Ich liebe die Kubaner, so durchweg freundliche Menschen habe ich zuvor noch nie irgendwo getroffen auf meinen Reisen um die Welt. Und man bedenke dazu ihrer Lebensumstände, die nicht zwingend positiv stimmen. Fröhlich, hilfsbereit, interessiert, friedlich, das ist meine bleibende Erinnerung von den Menschen auf Kuba.
An meinem ersten Tag, noch in Havanna, war ich noch sehr vorsichtig und beobachtete mehr aus der Distanz, als dass ich nah heranging. Doch bereits am zweiten Tag freute ich mich wie über eine Überraschung, ein Geschenk, und das kam so:
Ich hatte einen weiteren Versucht gemacht, CUP (Pesos Cubanos, im Gegensatz zu CUC, Peso Convertible) zu erstehen. Gescheitert an der langen Wartezeit, die ich zunächst wiederholt nicht investieren wollte.
Ich spazierte “unauffällig” durch die O´Reilly Strasse in der Ciudad Vieja (Altstadtkern) und sah mich um. Ich wollte nicht auffallen. Es scherte sich niemand um mich. Zu fotografieren gab es genug und dann stand ich auf einer Strassenseite und schaute hinüber auf die andere. Ich sah gigantische Fensterlöcher in den Mauern, ohne Scheiben. Das Gebäude sah interessant aus. So gross, so alt, so leer.
Als ich wieder daran vorbei ging, diesmal direkt davor auf dem Fussweg, sah ich, dass die Tür etwas geöffnet worden war. Im Eingang sass eine Frau auf einem Hocker. Wir guckten uns an, es entwickelte sich ein Gespräch. Ich befragte sie darüber, was mit dem Haus passieren würde: Es solle ein Hotel werden.
Sie stand von ihrem sonnigen Platz und dem Hocker auf und fragte: “Quieres entrar?” – willst Du hereinkommen?
Völlig baff über dieses Angebot und mein Glück, von dieser entspannten Wärterin so nett eingeladen zu werden, traute ich mich dann aber im Inneren nicht wirklich, die Kamera intensiv zu benutzen.
Wie ich im Laufe der Reise erfuhr, entstehen derzeit so einige Hotels in Havanna, wenn auch die gesamte neu hinzukommende Bettenzahl nicht mal auf tausend kommt. Wie auch, wenn alte Häuser ausgebaut werden, statt neue Klötze in den Himmel ragen zu lassen. Ich freue mich, wenn so viel wie möglich bleibt, wie es ist, in Bezug auf alte Architektur. Und ich mag auch keine McD und ähnliche Kettenläden. Ich esse lieber lokal.
So, und jetzt bin ich natürlich sehr gespannt, wer von Euch seit meinem Besuch im März 2016 dort war und wie es jetzt aussieht! Ist es schon ein Hotel? Wenn nicht, wie weit sind die Arbeiten, wenn überhaupt? Wenn Ihr mir was dazu sagen könnt, freu ich mich riesig über Neuigkeiten! Schickt gern Fotos oder verlinkt zu Euren.
Als Weiteres interessiert mich, wo Ihr Vorurteile hattet und sich alles ganz anders darstellte, als Ihr erstmal am Reiseziel wart. Immer her damit, als Kommentar hier oder über die Kommentar-Funktion der Website.
- Auch mein zweites Vorurteil bewahrheitete sich nicht: als Frau mit langen blonden Haaren wurde ich in Spanien lebend konstant penetrant verbal belästigt. Auch Argentinien ist da nicht viel besser, nur dass ich dort dunkel unterwegs war. Die Realität auf Kuba: egal wo auf der Insel, absolut niemand scherte sich besonders um mich, solange ich selbst mich auch unauffällig verhielt. Es kam mir vor wie in Hamburg. Ich hatte vor langer Zeit auch Berichte im Internet gelesen, die meine Sorge befeuerten, so dass ich nur mit mindestens einem männlichen Begleiter losreisen wollte. Denn ich wollte ja bei meiner angedachten Privatreise, die immer noch aussteht, primär in Havanna bleiben. Ich würde dort ausgehen, mit Menschen sprechen (!), nicht durchreisen. Den Mann dazu hab ich nicht gefunden, er hätte spanisch sprechen müssen, denn sonst macht es ja keinen Spass, sich unter die Einheimischen zu begeben. ↩